Bericht vom Weltkongress 2013

„Asculta – the listening oblate in the world:

Höre – der lauschende Oblate in der Welt”

Vom 4. bis 10.Oktober 2013 fand in Rom der III. Weltkongress der Benediktineroblaten statt. 156 Oblaten aus 40 Ländern aller Kontinente nahmen teil. Die deutsche Gruppe bestand aus 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 11 Klöstern. Zur deutschsprachigen Gruppe wurden auch zwei Oblaten aus der Schweiz sowie je eine Teilnehmerin aus Tschechien und Ungarn gerechnet. In zwei Vorbereitungstreffen ( Maria Laach, St. Ottilien ) hatte sich die Gruppe in den vergangenen Monaten inhaltlich auf den Kongress vorbereitet.

Abtprimas Notker Wolf OSB, der Initiator des Weltkongresses, betonte in seiner Ansprache zu Beginn des Kongresses die Bedeutung der Benediktineroblaten für den Orden und die Kirche. Die Oblation bezeichnete der Abtprimas als gegenseitigen Segen für die Oblaten und für die Klöster. Die Regel Benedikts lehre nicht nur das Leben in der Klostergemeinschaft, sondern zeige auch den Weg, wie man als Christ in der Welt leben soll. Die Oblaten erfahren in ihrem Kloster spirituelle Stärkung für ihr tägliches Leben – durch das gemeinsame Gebet und den Austausch mit den Ordensleuten.

Das Thema des Kongresses „Asculta – the listening oblate in the world / Höre – der lauschende Oblate in der Welt“ wurde in 2 Vorträgen von Sr. Mary John Mananzan, Tutzinger Missionsbenediktinerin/Philippinen ( 5.10. ), und P. Michael Casey, Trappist aus der Abtei Tarrawarra/Australien ( 7.10. ), von verschiedenen Aspekten her betrachtet.

Sr. Mary John sprach von vier Stufen der „Lectio Divina“: Stille, Einsamkeit, Offenheit und Aufmerksamkeit. Diese innere Bekehrung führt zur Aktion, d.h. zur Reaktion z.B. auf ungerechte Verteilung von Macht und Ressourcen als Folge der Globalisierung. Die „Lectio Divina“ , und damit die benediktinische Spiritualität, kann uns zu besonderer Achtsamkeit führen und damit zu einem Gespür für den richtigen Umgang mit den Problemen unserer Zeit. In diesem Zusammenhang sprach Sr. Mary John u.a. über Armut, Migration, Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, Gewalt, Alter, Krankheit.

P. Michael Casey näherte sich in seinem Vortrag dem Thema von einer anderen Seite. Wir brauchen die „Lectio Divina“ als Basis für unser geistliches Leben. Hier wirkt der Heilige Geist. Glaube kommt durch Hören. Im Wort der Bibel teilt sich Gott mit, der sich in seiner Menschwerdung in unsere menschlichen Grenzen begeben hat. Hören, Erleuchtung ( illu-mination ), Zustimmung zu dem Erkannten ( wir sagen: Amen ), Übung ( wir sollen werden, was wir lesen ), Beharrlichkeit bzw. Ausdauer in unserem Leben sind die Stufen der „Lectio Divina“. Durch das Wort arbeitet Gott in uns. Er züchtigt uns mit Zerknirschung des Herzens. Die Schrift ist also ein Spiegel und schenkt uns die Gnade der Selbsterkenntnis. Das ist unsere prophetische Sendung. „Lectio Divina“ ist nicht nur die Basis für unser persönliches geistliches Leben, sondern auch für das Leben in der Kirche.

Nach den Referaten trafen sich die Teilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen, um sich auf der Basis der Vorträge über die schon vor dem Kongress bekannt gegebenen Themen auszutauschen: a) Höre; b) Wie lebe ich als Oblate in der Welt; c) Beziehung zum Kloster; d) Ausbildung und RB. In intensivem Austausch wurden hier auch Problemfelder, z.B. Leben in unchristlichem Umfeld, in einer Diktatur oder in politisch unsicherer Situation angesprochen.
Zwischen den Arbeitstagen waren Ausflüge im Programm eingeplant. Ein besonderes Erlebnis waren die Besuche an den Ursprungsstätten benediktinischen Lebens Subiaco ( 6. 10. ) und Montecassino ( 9.10. ). Am Sonntag, den 6.Oktober, nahmen wir mit dem Papst am Angelusgebet auf dem Petersplatz teil, und am Dienstag ( 8.10. ) waren die Kongressteilnehmer in S.Anselmo zu Gast.

Am letzten Abend verabschiedete sich Abtprimas Notker, der sich viel Zeit für uns ge-nommen hatte, von jedem einzelnen Teilnehmer mit einigen persönlichen Worten und einem kleinen Geschenk ( ein Gruppenfoto der Teilnehmer und ein Gebet ).

Ganz erfüllt von den vielen Eindrücken und Begegnungen kehrten wir zurück. Durch die Berichte der Teilnehmer und das Bearbeiten der Themen bei Treffen der verschiedenen Oblatengemeinschaften wird etwas von der geistlichen Atmosphäre des Weltkongresses in die Welt ausstrahlen und weiterwirken.

Sr. Lydia Stritzl OSB, Abtei St. Hildegard

Vortrag von Sr. Mary John Mananzan, OSB:
Höre mit dem Ohr Deines Herzens“

Vortrag von Michael Casey OCSO:
„Und das Wort wurde Text und hat unter uns gewohnt“