Kap. 65: Der Prior des Klosters
Lesung aus der Regel des heiligen Benedikt vom 22. Dezember 2016
- Zu oft schon sind durch die Einsetzung eines Priors schwere Streitigkeiten in den Klöstern entstanden.
- Vom bösen Geist des Stolzes aufgebläht, bilden sich manche ein, zweite Äbte zu sein; sie reißen die Herrschaft über andere an sich, sie schüren Ärger und Streit, sie stiften Zweitracht in ihren Gemeinschaften.
- Das geschieht vor allem dort, wo derselbe Bischof und dieselben Äbte, die den Abt einsetzen, auch den Prior einsetzen.
- Wie verkehrt das ist, lässt sich leicht einsehen; denn schon vom Tag seiner Einsetzung an wird dem Prior Anlass zum Stolz gegeben.
- Seine Gedanken flüstern ihm nämlich ein, er sei der Autorität seines Abtes entzogen,
- weil er von denselben eingesetzt sei wie der Abt.
- Daraus entsteht Neid, Streit, Verleumdung, Eifersucht, Zwietracht und Unordnung.
- Wenn Abt und Prior gegeneinander stehen, bringt diese Zwietracht ihre Seelen zwangsläufig in Gefahr,
- und auch ihre Untergebenen laufen ins Verderben, wenn sie den Parteien schmeicheln.
- Die Hauptverantwortung für diesen gefährlichen Missstand trifft jene, die eine solche Unordnung verursacht haben.
- Daher halten wir es zur Wahrung des Friedens und der Liebe für angebracht, dass der Abt die Ämter in seinem Kloster nach eigenem Ermessen besetzt.
- Wenn möglich sollen Dekane alle Belange des Klosters nach den Anweisungen des Abtes regeln, wie wir schon früher bestimmt haben.
- Sind mehrere beauftragt, kann ein einzelner nicht stolz werden.
Die Regellesungen sind entnommen aus:
Die Regel des heiligen Benedikt Herausgegeben im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz 1. Auflage 2006 © Beuroner Kunstverlag, Beuron
Beuroner Kunstverlag - Regelausgaben