Kap. 64: Einsetzung und Dienst des Abtes
Lesung aus der Regel des heiligen Benedikt vom 21. August 2029
- Der eingesetzte Abt bedenke aber stets, welche Bürde er auf sich genommen hat und wem er Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen muss.
- Er wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll.
- Er muss daher das göttliche Gesetz genau kennen, damit er Bescheid weiß und (einen Schatz) hat, aus dem er Neues und Altes hervorholen kann. Er sei selbstlos, nüchtern und barmherzig.
- Immer gehe ihm Barmherzigkeit über strenges Gericht, damit er selbst Gleiches erfahre.
- Er hasse die Fehler, er liebe die Brüder.
- Muss er aber zurechtweisen, handle er klug und gehe nicht zu weit; sonst könnte das Gefäß zerbrechen, wenn er den Rost allzu heftig auskratzen will.
- Stets rechne er mit seiner eigenen Gebrechlichkeit. Er denke daran, dass man das geknickte Rohr nicht zerbrechen darf.
- Damit wollen wir nicht sagen, er dürfe Fehler wuchern lassen, vielmehr schneide er sie klug und liebevoll weg, wie es seiner Ansicht nach jedem weiterhilft; wir sprachen schon davon.
- Er suche, mehr geliebt als gefürchtet zu werden.
- Er sei nicht stürmisch und nicht ängstlich, nicht maßlos und nicht engstirnig, nicht eifersüchtig und allzu argwöhnisch, sonst kommt er nie zur Ruhe.
- In seinen Befehlen sei er vorausschauend und besonnen. Bei geistlichen wie bei weltlichen Aufträgen unterscheide er genau und halte Maß.
- Er denke an die maßvolle Unterscheidung des heiligen Jakob, der sprach: „ Wenn ich meine Herden unterwegs überanstrenge, werden alle an einem Tage zugrunde gehen.“
- Diese und andere Zeugnisse maßvoller Unterscheidung, der Mutter aller Tugenden, beherzige er. So halte er in allem Maß, damit die Starken finden, wonach sie verlangen, und die Schwachen nicht davonlaufen.
- Besonders wahre er in allem die vorliegende Regel.
- Hat er seinen Dienst gut verrichtet, dann darf er vom Herrn hören, was für den guten Knecht gilt, der seinen Mitknechten den Weizen zur rechten Zeit gegeben hat:
- „Amen, ich sage euch, er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens bestellen.“
Die Regellesungen sind entnommen aus:
Die Regel des heiligen Benedikt Herausgegeben im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz 1. Auflage 2006 © Beuroner Kunstverlag, Beuron
Beuroner Kunstverlag - Regelausgaben