Die Geschichte

des Oblatentums

In verschiedenen Etappen ziehen sich die Linien des Oblatentums von der benediktinischen Frühzeit durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Wie das die schon vor Benedikt gegebene Schülerschaft in der oblatio puerorum, in der Eltern ihre Kinder dem Kloster anvertrauen und sie darbringen, bei Benedikt das Moment des Unwiderruflichen hat, das immer wieder in der Geschichte auch in Frage gestellt wird, wie zum Beispiel bei Hildegard von Bingen (1098 – 1179) oder in den Reformen von Cluny oder Hirsau im 11. Jahrhundert. In päpstlichen Entscheidungen vom 12. – 16. Jahrhundert wurde die Einrichtung der Kinderoblaten immer mehr eingeschränkt. Die neuen Orden im 11. und 12. Jahrhundert haben diesen Brauch, der oft auch missbraucht wurde, von Anfang an nicht übernommen.

Durch die ganze Geschichte hindurch gab es immer wieder Männer und Frauen, die aus unterschiedlichen Beziehungen heraus eine ausdrückliche Verbindung zu einem Kloster suchten. Im Laufe der Zeit trugen diese Verbindungen ganz unterschiedliche Namen wie Familiares, Donaten, Comissen oder eingeschriebene Brüder und Schwestern. Später nannte man sie Oblaten.1 Das waren Menschen, die entweder im bisherigen Lebenskontext blieben, dem Kloster ihre Güter vermachten und von diesem dafür unterhalten wurden. Oder es waren Menschen, die oft aus einfachen Verhältnissen, im Kloster als Laienbrüder oder –schwestern lebten und dienten. Oder es waren Menschen, oft Adlige, die ihren Lebensabend im Kloster lebten.

Immer ging es um eine Gebetsverbrüderung und um die Gebetshilfe von Seiten der klösterlichen Gemeinschaft, die über den Tod hinaus zugesagt wurde. Einige Elemente wurden konstitutiv für die Aufnahme von Oblaten:

  • die Aufnahme in die Gemeinschaft der Mönche
  • das Gedenken der Mönche an den Wohltäter
  • die Schenkung der Aufgenommenen ans Kloster
  • der Abschluss eines Vertrages.2

Das Oblatentum machte alle Zeiten des Blühens und Welkens der Klöster durch die Geschichte mit. Die Reformen im 16. Jahrhundert gehören dazu, aber auch das Verschwinden des Oblatentums wie zahlloser Klöster infolge der Französischen Revolution und der Säkularisation. Während des Neubeginns klösterlichen Lebens im 19. Jahrhundert setzte dann eine neue Hinwendung von Männern und Frauen zu den Klöstern ein. Von ihrem 1. Generalkapitel, 1885 an nahm sich im deutschen Sprachraum die Beuroner Kongregation des Gedankens an ein Oblateninstitut an.

Dann kamen Jahrzehnte, da schien das Oblatentum mehr und mehr an Intensität wie Zahl zurückzugehen. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil trafen sich für den deutschsprachigen Raum 1968 erstmals die Oblatenrektoren aus mehreren Kongregationen zu einem Austausch über Die Bedeutung der Konzilsdokumente für das Oblatentum.3

Im Jahr 1970 nahmen an dem Treffen zum ersten Mal Delegierte aus dem Kreis der Oblaten teil. Damals formierte sich die, wie sie heute heißt, Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten.4 Eine Neufassung der Satzung erfolgte 1974, in ihnen ist erstmals auch die mögliche Lösung der Bindung der Oblation von beiden Seiten ausgesprochen.5 Manchmal stirbt die Verbindung ab. Aber wenn sie gelebt wird und durch alle möglichen Spannungen des Lebens getragen wird und gedeiht, dann fängt Punkt 13 der Satzungen an zu leuchten: Zwischen der Klostergemeinschaft und den Oblaten besteht ein lebendiger Austausch durch Gebet, Opfer, Hilfeleistung und gegenseitige Anregungen. In all dem wird Gott verherrlicht.

1 Vgl. Hermine Koller, Drittgeborene Kinder Benedikts. Geschichte und Gegenwart der Benediktineroblaten, S. 133.
2 ebd., S. 123
3 ebd., S. 274
4 ebd., S. 274
5 ebd., S. 277-280